Bewahrung und Transfer des Wissens der Tibetischen Medizin
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Stellungnahmen

Die Stellungnahmen beziehen sich auf aktuelle Diskurse zu in buddhistischen Kontexten benutzten Konzepten, zur Benutzung und Verfremdung von Termini sowie auch auf ethischen Fragen im Kontext von Seminaren in Zentren und Meditation.

Die zwei Arten des Zuhören , Bernhard Pörksen TEDxTuebingen 1.11.2016

"Jeder Skandal beginnt damit, dass man Hinweise überhört, dass man Warnungen ignoriert, dass man etwas nicht wahrnimmt. Die Urursache jedes Skandals ist fehlendes Zuhören im System" Track 8.4-8.22

"Es gilt zu lernen mit Überraschungen zu leben. Echtes Zuhören bringt einem Dinge entgegen, spült einem Geschichten entgegen mit denen man nicht gerechnet hat. Echtes Zuhören bedingt und erzeugt eine Form des Miteinander, die nicht planbar ist.In diesem Sinne verstanden ist Zuhören eine Haltung, eine Form der Existenz, eine Art und Weise des Lebens selbst. [...] dieses letzte Prinzip nochmal anders zu fassen, zu variieren. Es lautet dann: Glauben Sie manchmal auch dem Clown". Track 13.30- 14.16 in https://www.youtube.com/watch?v=neyG9W8Lxpc&list=PLU3tDD0XEvPDDjU8CI1gR6dNtPpAkv0SN&index=8

Loden Sherab Dagyab Rinpoche: "Nach etwa 30 Jahren der dynamischen Ausbreitung des tibetischen Buddhismus im Westen können wir feststellen, daß das romantische Tibetbild sich hartnäckig hält und nur sehr zögernd einer realistischeren Betrachtungsweise weicht. Dieses Festhalten am Mythos zeigt, wie dringend er zur Kompensation innerer Bedürfnisse benötigt wird; es sagt mehr aus über den Zustand der westlichen Gesellschaft als über den Buddhismus selbst. Bis heute erleben wir, daß in manchen Gruppierungen westliche Gläubige die tibetischen Lamas zu erleuchteten Buddhas und unfehlbaren Gurus stilisieren – trotz ihrer offensichtlichen menschlichen Unzulänglichkeiten. Gerade desillusionierte Menschen, die im Laufe ihres Lebens das Zerbrechen sämtlicher Ideale und Vorbilder erleben mußten, klammern sich an das Wunschbild der heilen und heilenden tibetischen Überlieferung. Wo Lebensangst und das Gefühl der Schutzlosigkeit und des Ausgeliefertseins besonders stark sind, wird die Sehnsucht nach einer überlegenen, gleichsam väterlichen Macht in den Lama projiziert. Ein falsches Verständnis buddhistischer Lehren, insbesondere des Vadschrayana, leistet diesem Prozeß noch Vorschub. Auf diese Weise wirkten der Tibet-Mythos und die westliche Sinnkrise zusammen und ermöglichten eine rasche, aber zunächst eher oberflächliche Ausbreitung des tibetischen Buddhismus im Westen. Nun hat ja der tibetische Buddhismus durchaus mehr zu bieten als eine exotische Symbolik und magisch-mystische Sensationen. Er ist ein ernstzunehmender Weg, beruhend auf klaren Unterweisungen und einer disziplinierten, systematischen Praxis. An der Frage, wie weit westliche Praktizierende in der Lage sind, hinter dem traditionellen Bild diesen Weg zu erkennen und zu gehen, scheiden sich nun die Geister. Seit etwa zehn Jahren zeichnet sich eine Entwicklung in zwei Richtungen ab. Die eine führt über das bewußte Aufgeben des Mythos zu mehr Realismus und letztlich echter spiritueller Qualität. Nur so kann die kulturneutrale Botschaft des Buddhismus allmählich erfaßt und auf der individuellen Ebene umgesetzt werden, wobei dann nicht mehr Tibet oder der Lama im Mittelpunkt stehen, sondern der Praktizierende selbst. Die andere Richtung jedoch ist gekennzeichnet durch ein nach wie vor unverändertes Festklammern am romantischen Tibetbild, notfalls unter Vernachlässigung der Realität. Abergläubische Vorstellungen, Sektierertum und Dogmatismus sind die Folgen dieser Haltung, die wiederum bei außenstehenden Beobachtern die negativen Aspekte des Mythos aktiviert. Eine innere Entwicklung, wie der Buddhismus sie lehrt, ist unter diesen Umständen nicht möglich, stattdessen beobachten wir Stagnation, Realitätsflucht und eine starre, dualistische Verteidigungshaltung. Leider müssen wir feststellen, daß auch unter den tibetischen Lamas selbst beide Richtungen vertreten sind. Die besonderen Bedingungen des Exils tragen sicherlich dazu bei, daß manche es an kritischer Reflexion fehlen lassen. Sei es, daß sie selbst der Verführung des Mythos erlegen sind und sich im Licht der Projektionen sonnen, sei es, daß sie ihn für ihre mehr oder weniger religiösen Ziele zu benutzen suchen."
aus: https://info-buddhismus.de/Tibetbild_vs_Verbreitung_Buddhismus_im_Westen_Dagyab_Rinpoche.html Abrufdatum: 15.12.2018

"Vor diesem Hintergrund, der irgendwie gefärbt ist von den Leiden und Ängsten des isolierten Ego und den Hollywood-Phantasien dauerhafter emotionaler Wunscherfüllung, wird nun eine „Lehrer-Schüler-Beziehung“ konstituiert. Es ist leicht nachvollziehbar, was da alles an Erwartungen und Ängsten mitschwingt. [...] Eine andere Form der Abwehr ist zum Beispiel die „falsche Verehrung“, also praktisch die Imitation einer Lehrer-Schüler-Beziehung. Sie äußert sich darin, dass der Schüler den Lehrer auf ein hohes Podest stellt, auf ein sehr hohes Podest – möglichst weit weg. Es wird viel Aufhebens gemacht von den „übernatürlichen Fähigkeiten“ des Lehrers, und er wird mit besonders auffälligem Respekt behandelt. Was er sagt, wird widerspruchslos hingenommen, ohne Frage, ohne Diskussion und vielleicht sogar ohne innere Beteiligung. Oder wenn Fragen gestellt werden, dann mit einer ganz bestimmten Erwartung, wie die Antwort auszufallen hat. Kommt die „falsche“ Antwort, wird weitergebohrt. Oder es werden – stets mit der gleichen betont respektvollen Haltung – immer wieder andere Lehrer gefragt, bis man über einen Strauß von Antworten verfügt, die es einem ermöglichen zu tun, was man will, und dabei das angenehme Gefühl zu haben, sich auf Lama-X und Y-Rinpoche berufen zu können. Das kann manchmal sogar so weit gehen, dass Leute Parteien bilden und regelrechte Rivalitäten austragen, wobei sie verschiedene Lamas als Gallionsfiguren benutzen. Dass es sich dabei um reine Ego-Strategien innerhalb der Dharma-Landschaft handelt, braucht wohl nicht eigens erwähnt zu werden. Die Abwehr im Gewand der äußeren Nachahmung geht übrigens oft einher mit einer starken Betonung der traditionellen, kulturell gefärbten Aspekte. Der Betreffende sieht sich gern selbst in der Rolle eines Schülers agieren, statt einfach einer zu sein. Der Vorteil dieser Haltung könnte sein, dass zumindest irgendeine Art von Kontakt mit dem Buddhismus stattfindet, und dass dieser Kontakt auf lange Sicht hoffentlich einen heilsamen Einfluss ausübt. Der Nachteil liegt darin, dass die Kommunikation zwischen Lehrer und Schüler, also das wichtigste Element der ganzen Zusammenarbeit, praktisch nicht stattfinden kann."
aus: https://www.buddhistische-sekten.de/lehrer-schueler.html Abrufdatum: 15.12.2018

Stellungnahme von Mingyur Rinpoche: (Artikel vom 17.8.2017 auf Lion’s Roar als "Treat Everyone as the Buddha" Übers. Hofmann F.C.) "Ernste ethische Verstöße Es ist aber etwas ganz anderes, wenn der Lehrer ernste ethische Verstöße begeht. Den Lehrer im Guten zu verlassen ist nur etwas, was Sinn macht, wenn es nur um die Frage geht, ob Lehrer und Schüler zusammenpassen. Wenn Menschen verletzt oder Gesetze gebrochen wurden, ist die Situation eine andere. Wurde jemand geschädigt, hat die Sicherheit des Opfers absoluten Vorrang. Das ist keine buddhistische Regel. Das ist grundlegende Menschlichkeit und sollte niemals übergangen werden. In diesem Fall müssen die ethischen Verfehlungen angesprochen werden. Egal, ob es zu körperlichem oder sexuellem Missbrauch gekommen ist, ob es finanzielle Unregelmäßigkeiten oder andere ethische Verfehlungen gegeben haben – es ist im besten Interesse der Schüler, der Gemeinschaft und letztendlich auch des Lehrers, wenn diese Probleme angesprochen werden. Wurde jemand geschädigt, hat die Sicherheit des Opfers absoluten Vorrang. Das ist keine buddhistische Regel. Das ist grundlegende Menschlichkeit und sollte niemals übergangen werden. Die angemessene Reaktion richtet sich nach der Situation. In manchen Fällen, wenn der Lehrer sich unangemessen oder schädigend verhalten hat, sein Fehlverhalten aber bekannt und sich verpflichtet hat, dieses in Zukunft zu unterlassen, kann es angemessen sein, die Angelegenheit intern zu regeln. Gibt es aber ein langfristiges Muster ethischer Verfehlungen oder handelt es sich um extremen Missbrauch oder ist der Lehrer nicht gewillt, Verantwortung zu übernehmen, ist es angemessen, das Verhalten öffentlich zu machen. Unter solchen Umständen ist es kein Bruch der samaya, diese schmerzlichen Informationen ans Licht zu bringen. Das zerstörerische Verhalten zu benennen ist ein notwendiger Schritt, jene zu beschützen, die geschädigt wurden oder die in Gefahr sind, in der Zukunft geschädigt zu werden und um das Wohlergehen der Gemeinschaft zu bewahren."
aus: https://info-buddhismus.de/Ethik-Lehrer-Schueler-Beziehung-Vajrayana-MingyurRinpoche.html#crazywisdom Abrufdatum: 3.12.2018

"Seit Jahrzehnten genießt der Buddhismus im Westen einen Ruf, der zu gut ist, um wahr zu sein. Endlich beginnen Opfer über sexuellen Missbrauch, Machtmissbrauch und sektiererische Vereinigungen zu reden."
aus: https://info-buddhismus.de/Missbrauch-und-Buddhismus_Anna-Sawerthal.html Abrufdatum: 19.11.2018.